Einleitung: In Nordrhein-Westfalen wächst der Druck auf die stationäre und ambulante Pflege. Ein erfahrener Einrichtungsleiter und Kommunalpolitiker warnt vor einem drohenden „Kollaps des Systems“. Er beschreibt, dass Heime zunehmend defizitär arbeiten, Personal fehlt und neue gesetzliche Auflagen wie Einzelzimmerpflicht die Situation weiter verschärfen.
Kostenexplosion und Fachkräftemangel: Nach Angaben aus der Branche liegen die Eigenanteile für Pflegeheimplätze in NRW inzwischen teils über 3.400 Euro monatlich. Immer mehr Träger geraten an die Grenze der Wirtschaftlichkeit. Gleichzeitig können viele Stellen nicht besetzt werden, da qualifiziertes Personal fehlt oder in andere Branchen abwandert. Die Folge sind geschlossene Wohnbereiche, verkürzte Betreuungszeiten und wachsende Belastungen für das verbleibende Personal.
Überbürokratisierung als Hauptproblem: Ein weiterer Kritikpunkt betrifft die zunehmende Bürokratisierung der Pflege. Dokumentationspflichten, Prüfungen und Verwaltungsaufwand binden wertvolle Arbeitszeit. Viele Pflegende berichten, dass sie mehr Zeit vor dem Computer als bei den Bewohnern verbringen. Der Ruf nach Entlastung wird lauter: weniger Formularpflicht, mehr Vertrauen in Fachkompetenz und praxisnahe Standards.
Forderungen an die Politik: Der Pflegemanager fordert eine Reform, die Eigenverantwortung stärkt und nicht jedes Detail per Gesetz regelt. Besonders kleinere Einrichtungen und gemeinnützige Träger müssten handlungsfähiger werden. Bürokratische Vorgaben sollten überprüft und auf ihre Wirkung hin bewertet werden. Gleichzeitig müsse die Finanzierung realistischer an die tatsächlichen Kosten angepasst werden, damit Pflege nicht zum Luxusgut wird.
Soziale Dimension: Wenn Einrichtungen schließen, verlieren Bewohnerinnen und Bewohner ihre vertraute Umgebung. Angehörige geraten in die Zwickmühle, weil sie Pflegeplätze immer schwieriger finden. Für ländliche Regionen droht eine Unterversorgung. Der Experte warnt: Wenn jetzt nicht gehandelt wird, könnten in den kommenden Jahren tausende Pflegeplätze in NRW wegfallen.
Fazit: Die Pflege in Nordrhein-Westfalen steht vor einem Wendepunkt. Fachkräftemangel, Kostenexplosion und Überregulierung bedrohen die Stabilität des gesamten Systems. Es braucht mutige Entscheidungen, die den Alltag in den Heimen verbessern und die Menschen wieder in den Mittelpunkt rücken – statt immer neue Paragraphen.