Kern der Nachricht: Die Bundesregierung hat einen Gesetzentwurf vorgelegt, der Pflegefachpersonen spürbar mehr Verantwortung einräumt und Dokumentations- sowie Verwaltungsaufwand abbauen soll. Nach dem Kabinettsbeschluss wurde das Vorhaben in den Bundestag eingebracht und in der ersten Lesung beraten. Ziel ist es, Pflege in Alltag und Akutversorgung zu stärken, Entscheidungswege zu verkürzen und die Attraktivität des Berufs zu erhöhen.
Was konkret geplant ist
- Erweiterte Kompetenzen: Pflegefachpersonen sollen – abhängig von Qualifikation und klar definierten Verfahren – eigenständig Leistungen erbringen dürfen, die bisher Ärztinnen und Ärzten vorbehalten waren. Dazu zählen beispielsweise standardisierte Wundversorgung, Teile des Medikations- und Chroniker-Managements oder präventive Maßnahmen.
- Entbürokratisierung: Dokumentationspflichten werden verschlankt, Doppelerfassungen abgeschafft und digitale Prozesse bevorzugt. Einrichtungen erhalten mehr Spielraum für praxistaugliche Abläufe.
- Assistenz-Ausbildung: Die Ausbildung von Pflegeassistenzkräften soll bundesweit stärker vereinheitlicht und praxisnäher ausgerichtet werden, um Teams zu entlasten und Nachwuchs schneller in die Versorgung zu bringen.
Warum das wichtig ist
Die Versorgung steht unter Druck: Mehr Pflegebedürftige, Fachkräftemangel, hohe Bürokratiekosten. Durch erweiterte Kompetenzen können Aufgaben dort erledigt werden, wo die Expertise bereits vorhanden ist. Das entlastet ärztliche Strukturen, beschleunigt Abläufe und erhöht die Versorgungsqualität insbesondere bei chronischen Erkrankungen, in der Häuslichkeit und in Heimen.
Was Einrichtungen jetzt tun sollten
- Qualifikationscheck: Fort- und Weiterbildungen sichten, Kompetenzprofile aktualisieren und Verantwortlichkeiten schriftlich fixieren.
- Prozessupdate: SOPs anpassen, Delegationsgrenzen und Abstimmungspfade zwischen Pflege und Medizin transparent festlegen.
- Digital mitdenken: Wo Dokumentation bleibt, sollte sie digital und am Prozessrand stattfinden. Schnittstellen zur TI (KIM, ePA, eVO) mitplanen.
Einordnung
Der Entwurf wird im parlamentarischen Verfahren noch verändert werden. Der Grundkurs ist aber klar: mehr Eigenverantwortung, weniger Papier, mehr Fokus auf direkte Versorgung. Das ist kein Allheilmittel gegen den Fachkräftemangel, senkt aber Reibungsverluste und macht den Beruf nachweislich attraktiver.