Der Ton aus Dresden: Aus Sachsen kommen klare Signale: Die Pflegereform darf nicht auf eine bloße Sparübung zusammenschrumpfen. Der Freistaat fordert einen Kurs, der Qualität sichert, Eigenanteile begrenzt und in Infrastruktur investiert. Hinter dieser Haltung stehen konkrete Erfahrungen aus der Praxis: Steigende Personalkosten, Modernisierungsbedarf in Einrichtungen und der Druck auf Familien machen eindimensionale Kürzungen untauglich.
Eigenanteile im Blick: Die Belastung pflegebedürftiger Menschen im Heim ist in den letzten Jahren spürbar gestiegen. Auch in Sachsen berichten Familien, dass die monatlichen Zuzahlungen die Haushalte überfordern. Eine politisch vereinbarte Deckelung der Eigenanteile wird als Instrument gesehen, wieder Planbarkeit herzustellen. Eine solche Grenze muss mit einer klaren Gegenfinanzierung einhergehen, sonst kippt das System an anderer Stelle.
Investitionen sind kein Luxus: Viele Häuser brauchen Brandschutz-Upgrades, Digitalisierung, Barrierefreiheit und moderne Wohnkonzepte. Diese Posten lassen sich nicht beliebig schieben. Ohne Investitionen bröckelt die Qualität und wachsen langfristig die Kosten. Sachsen drängt daher auf mehrjährige, verlässliche Förderlinien, die auch kleinere Träger erreichen und den ländlichen Raum nicht abhängen.
Ambulant vor stationär – aber richtig: Der Grundsatz gilt, doch er funktioniert nur mit stabiler Infrastruktur. Tagespflegeplätze, Kurzzeitpflege, häusliche Unterstützung und verlässliche Vertretungsmodelle für pflegende Angehörige sind die Pfeiler, die einen Heimeinzug hinauszögern. Sachsen fordert, ambulante Strukturen zu stärken, anstatt sie durch pauschale Leistungskürzungen auszudünnen.
Leistungen vereinfachen, nicht verkomplizieren: Bürokratie ist für Einrichtungen und Familien ein Bremsklotz. Der Freistaat spricht sich für schlankere Antragswege, klare Anspruchsvoraussetzungen und transparente Begutachtung aus. Ziel ist, Leistungen mit hoher Wirkung leichter zugänglich zu machen und Mitnahmeeffekte zu begrenzen, ohne präventive Hebel zu kappen.
Prävention als Leitlinie: Frühzeitige Entlastung, Wohnraumanpassung, technische Assistenz und Beratung verhindern Eskalationen. Ein Euro, der hier wirksam eingesetzt wird, spart später mehrere Euro in höheren Pflegegraden oder im Krankenhaus. Sachsen fordert, die Einstiegsleistungen nicht zu streichen, sondern enger auf nachweisbare Präventionswirkung auszurichten – flankiert durch Qualifizierung und Qualitätssicherung.
Bund-Länder-Arbeitsteilung: Die Länder tragen Verantwortung für Investitionen, der Bund für Leistungsrecht und Systemarchitektur. Sachsen drängt auf verbindlichere Regeln, damit Investitionskosten nicht dauerhaft bei den Bewohnerinnen und Bewohnern landen. Gleichzeitig braucht es bundesweit Mindeststandards, die Raum für regionale Lösungen lassen, ohne die Versorgungsqualität zu gefährden.
Fazit: Sachsens Botschaft lautet: Reform, ja – aber mit Augenmaß. Wer Eigenanteile begrenzen, Pflegekräfte halten und Qualität sichern will, muss investieren und präventiv steuern. Pauschale Kürzungen lösen keine strukturellen Probleme. Sie verlagern sie nur – auf Familien, Kommunen und die Zukunft.