Pflegedienst gründen, Teil 1: Strategie, Marktanalyse, Leistungsprofil

21.09.2025 · Redaktion Pflegeverband

Reihe Pflegedienst gründen, Teil 1 von 5. Weiter mit Teil 2: Rechtsform, Zulassung und Verträge.

Zielbild klären und Rahmen setzen

Wer einen Pflegedienst gründet, sollte nicht mit Formularen beginnen, sondern mit einem klaren Zielbild. Welche Menschen wollen Sie versorgen, welche Lücken im regionalen Angebot schließen Sie, welche Qualität wollen Sie dauerhaft halten. Diese drei Leitfragen strukturieren Entscheidungen zu Rechtsform, Personal, Finanzierung und Prozessen. Halten Sie das Zielbild schriftlich fest und stimmen Sie es mit künftigen Schlüsselpersonen ab, etwa Pflegedienstleitung, kaufmännischer Leitung und Fachberatung.

Marktanalyse: Bedarf, Wettbewerb, Einzugsgebiet

Die Analyse beginnt beim Bedarf. Wie viele Menschen mit Pflegegrad leben im Einzugsgebiet, welche Leistungen werden nachgefragt, wie hoch ist die Auslastung bestehender Dienste, wie lange sind deren Wartezeiten. Ergänzen Sie harte Daten durch strukturierte Gespräche mit Ärzten, Kliniken, Therapeuten, Beratungsstellen und Kommunen. Dokumentieren Sie wiederkehrende Muster, zum Beispiel Unterversorgung bei Hauswirtschaft oder Betreuungsleistungen, Engpässe am Abend, Bedarf an Spezialkompetenz für Wundversorgung oder Palliation.

Praxisimpuls: Führen Sie zehn strukturierte Kurzinterviews mit Überleitungsstellen und Hausärzten. Fragen Sie nach Wartezeiten, besonders belasteten Tageszeiten und häufigen Abbrüchen in der häuslichen Versorgung.

Wettbewerb einschätzen

  • Leistungsprofil bestehender Dienste und deren Sichtbarkeit in der Region
  • Schwerpunkte wie Demenz, Wundmanagement, Palliativversorgung, Kinderkrankenpflege
  • Erreichbarkeit, Bereitschaftszeiten, Reaktionsgeschwindigkeit bei Neuaufnahmen
  • Preisstruktur und Kommunikation von Zuschlägen sowie Wegezeiten

Leistungsprofil entwickeln

Ein stimmiges Leistungsprofil beschreibt, was Sie zuverlässig anbieten und was Sie bewusst nicht anbieten. Beginnen Sie schlank, vermeiden Sie Überbreite zu Beginn. Planen Sie Kapazitäten für Grundpflege nach SGB XI, Behandlungspflege nach SGB V, hauswirtschaftliche Versorgung und Betreuungsleistungen. Legen Sie Zeitfenster fest, in denen Sie Neuaufnahmen sicher abdecken können. Definieren Sie klare Kriterien, wann Sie Aufträge an Partner verweisen.

Leistungsbereich Beispiele Startkapazität
Grundpflege SGB XI Körperpflege, An und Auskleiden, Nahrungsaufnahme Morgens und abends, werktags plus begrenzte Wochenenden
Behandlungspflege SGB V Medikamentengabe, Wundversorgung, Injektionen Fachkräftegruppe mit Qualifikationsnachweisen
Hauswirtschaft Reinigung, Einkaufen, Wäsche, Mahlzeiten Planbar am Nachmittag, klare Umfangsdefinition
Betreuung Aktivierung, Begleitung, Struktur im Alltag Gezielt für Menschen mit kognitiven Einschränkungen

Standort, Touren, Einzugsgebiet

Ein gut gewählter Standort senkt Wegezeiten und steigert Zuverlässigkeit. Definieren Sie ein kompaktes Kerngebiet, planen Sie Touren mit klaren Zeitfenstern und testen Sie Routen zu Spitzenzeiten. Nutzen Sie digitale Tourenplanung, dokumentieren Sie Puffer für Unwägbarkeiten und hinterlegen Sie Regeln für kurzfristige Priorisierung. Vereinbaren Sie mit Angehörigen realistische Ankunftsfenster und kommunizieren Sie Abweichungen proaktiv.

Checkliste als Checkboxen

Qualität von Anfang an messbar machen

Gute Qualität entsteht nicht erst nach der Zulassung. Legen Sie jetzt Kriterien fest, die Sie später regelmäßig messen. Pünktlichkeit, erreichte Pflegeziele, Rückmeldungen der Angehörigen, Sturzereignisse, Wundheilung, Zufriedenheit der Mitarbeitenden. Halten Sie Scorekarten schlank und wiederholbar. Ein monatliches Review mit Pflegedienstleitung und Verwaltung schafft Fokus.

Tipp: Starten Sie mit drei Kennzahlen, die Sie sicher messen können. Ergänzen Sie weitere Kennzahlen erst, wenn Prozesse stabil laufen.

Toolbox: 90 Tage Plan

  1. Tag 1 bis 30 Planungsphase mit Marktanalyse, Kontaktliste, Tourensimulation
  2. Tag 31 bis 60 Aufbauphase mit Teamkern, Prozessskizzen, Musterformulare
  3. Tag 61 bis 90 Reifephase mit Testläufen, Nachjustierung, Go oder No Go Entscheidung

Weiter zu Teil 2: Rechtsform, Zulassung und Verträge. Zur Übersicht: Ratgeber.

Teilen: E‑Mail WhatsApp Facebook X LinkedIn Telegram

← Zurück zum Archiv