Reihe Pflegedienst gründen, Teil 1 von 5. Weiter mit Teil 2: Rechtsform, Zulassung und Verträge.
Zielbild klären und Rahmen setzen
Wer einen Pflegedienst gründet, sollte nicht mit Formularen beginnen, sondern mit einem klaren Zielbild. Welche Menschen wollen Sie versorgen, welche Lücken im regionalen Angebot schließen Sie, welche Qualität wollen Sie dauerhaft halten. Diese drei Leitfragen strukturieren Entscheidungen zu Rechtsform, Personal, Finanzierung und Prozessen. Halten Sie das Zielbild schriftlich fest und stimmen Sie es mit künftigen Schlüsselpersonen ab, etwa Pflegedienstleitung, kaufmännischer Leitung und Fachberatung.
Marktanalyse: Bedarf, Wettbewerb, Einzugsgebiet
Die Analyse beginnt beim Bedarf. Wie viele Menschen mit Pflegegrad leben im Einzugsgebiet, welche Leistungen werden nachgefragt, wie hoch ist die Auslastung bestehender Dienste, wie lange sind deren Wartezeiten. Ergänzen Sie harte Daten durch strukturierte Gespräche mit Ärzten, Kliniken, Therapeuten, Beratungsstellen und Kommunen. Dokumentieren Sie wiederkehrende Muster, zum Beispiel Unterversorgung bei Hauswirtschaft oder Betreuungsleistungen, Engpässe am Abend, Bedarf an Spezialkompetenz für Wundversorgung oder Palliation.
Wettbewerb einschätzen
- Leistungsprofil bestehender Dienste und deren Sichtbarkeit in der Region
- Schwerpunkte wie Demenz, Wundmanagement, Palliativversorgung, Kinderkrankenpflege
- Erreichbarkeit, Bereitschaftszeiten, Reaktionsgeschwindigkeit bei Neuaufnahmen
- Preisstruktur und Kommunikation von Zuschlägen sowie Wegezeiten
Leistungsprofil entwickeln
Ein stimmiges Leistungsprofil beschreibt, was Sie zuverlässig anbieten und was Sie bewusst nicht anbieten. Beginnen Sie schlank, vermeiden Sie Überbreite zu Beginn. Planen Sie Kapazitäten für Grundpflege nach SGB XI, Behandlungspflege nach SGB V, hauswirtschaftliche Versorgung und Betreuungsleistungen. Legen Sie Zeitfenster fest, in denen Sie Neuaufnahmen sicher abdecken können. Definieren Sie klare Kriterien, wann Sie Aufträge an Partner verweisen.
Leistungsbereich | Beispiele | Startkapazität |
---|---|---|
Grundpflege SGB XI | Körperpflege, An und Auskleiden, Nahrungsaufnahme | Morgens und abends, werktags plus begrenzte Wochenenden |
Behandlungspflege SGB V | Medikamentengabe, Wundversorgung, Injektionen | Fachkräftegruppe mit Qualifikationsnachweisen |
Hauswirtschaft | Reinigung, Einkaufen, Wäsche, Mahlzeiten | Planbar am Nachmittag, klare Umfangsdefinition |
Betreuung | Aktivierung, Begleitung, Struktur im Alltag | Gezielt für Menschen mit kognitiven Einschränkungen |
Standort, Touren, Einzugsgebiet
Ein gut gewählter Standort senkt Wegezeiten und steigert Zuverlässigkeit. Definieren Sie ein kompaktes Kerngebiet, planen Sie Touren mit klaren Zeitfenstern und testen Sie Routen zu Spitzenzeiten. Nutzen Sie digitale Tourenplanung, dokumentieren Sie Puffer für Unwägbarkeiten und hinterlegen Sie Regeln für kurzfristige Priorisierung. Vereinbaren Sie mit Angehörigen realistische Ankunftsfenster und kommunizieren Sie Abweichungen proaktiv.
Checkliste als Checkboxen
Qualität von Anfang an messbar machen
Gute Qualität entsteht nicht erst nach der Zulassung. Legen Sie jetzt Kriterien fest, die Sie später regelmäßig messen. Pünktlichkeit, erreichte Pflegeziele, Rückmeldungen der Angehörigen, Sturzereignisse, Wundheilung, Zufriedenheit der Mitarbeitenden. Halten Sie Scorekarten schlank und wiederholbar. Ein monatliches Review mit Pflegedienstleitung und Verwaltung schafft Fokus.
Toolbox: 90 Tage Plan
- Tag 1 bis 30 Planungsphase mit Marktanalyse, Kontaktliste, Tourensimulation
- Tag 31 bis 60 Aufbauphase mit Teamkern, Prozessskizzen, Musterformulare
- Tag 61 bis 90 Reifephase mit Testläufen, Nachjustierung, Go oder No Go Entscheidung
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